Leon Tarasewicz
Ein Wandgemälde steht notwendigerweise in Beziehung zu dem Raum, in den es eingefügt wird. Manchmal wird dieses Verhältnis innerhalb konventioneller Grenzen eines Rahmens oder einer Bordüre gehalten; in anderen Fällen wird es bis zur extremen Durchdringung mit der Architektur vorangetrieben.
So verhält es sich bei dem Malereiprojekt, das 2004–2005 von Leon Tarasewicz in der Azienda Agricola Perusini in Gramogliano innerhalb des von Augusto Romano Burelli entworfenen Turms ausgeführt wurde.
Tarasewicz orchestriert in diesem Gebäude eine umfassende, organische Lesart des Raumes, die sicherlich nicht neutral ist, dabei aber in ihren konstanten Wellenlängenvariationen homogen bleibt.
In der Stratigraphie des malerischen Gestus wird der Turm visuell rhythmisiert in Übereinstimmung mit den horizontalen Achsen, die außen seine Verwurzelung in der Landschaft markieren, ohne dessen Höhe zu beeinträchtigen.
Mit seiner Ablehnung großflächiger Farbflächen zugunsten eines Gewebes aus parallelen Farbstreifen, deren Verlauf dennoch durch Reliefwechsel in Spannung gesetzt wird – hier angedeutet durch die wohlüberlegte Unregelmäßigkeit der Pinselstriche und umgesetzt durch die Nutzung der Balkenvolumina im vorherigen Projekt an der Decke der Villa Kechler-Spanò, ebenfalls in Friaul –, scheint Tarasewicz die Innenvolumen der Architektur in ihrem allmählichen, vorsichtigen Zusammenlaufen zur Spitze des Gebäudes zu lesen.
Fast als Begleitung des Treppenaufstiegs ist der Blick auf eine Kette aufeinanderfolgender Verschiebungen der Tonvariationen der einzelnen Wände gerichtet, bestimmt, wie am Horizont der Hügel, die in den breiten Fenstern eingerahmt sind, durch die Geografie des Ortes und die Himmelsrichtungen.
So wird die visuelle Dynamik zur Untersuchung einer durchquerten Schicht, sowohl durch die Augen des Besuchers als auch durch das Foucaultsche Pendel, das – im Zentrum des Turms – sehr langsam bis zum unterirdischen Weinkeller reicht, also bis in die Bauchhöhle, aus der die Schallvibration erzeugt wird, die die Malerei aufnimmt.
Fulvio Dell’Agnese